Tierschutzreise Griechenland 2016

 

Griechenland Tag 1

Nach unserer Ankunft in Griechenland geht es direkt in ein Flüchtlingslager- fast 2000 Menschen, darunter unzählige Kinder- leben hier in Zelten auf einem riesigen Feld im Niemandsland. Unsere Kartons und Taschen mit den Hygieneartikeln werden von zwei Helfern dankbar entgegengenommen- wir sagen Danke an alle die sich an unserer Sammlung beteiligt haben!!
Jetzt geht's weiter nach Volos- denken wir..! An einer Tankstelle entdecken wir drei Hunde von denen ein junger Rüde humpelt. Die Männer an der Tankstelle versorgen die drei, aber für eine Behandlung beim Tierarzt fehlt ihnen einfach das Geld. Mit viel Geduld und Futter können wir den armen Kerl irgendwann einfangen- jetzt ab ins Auto und los zum nächsten Tierarzt. Dort stellt sich heraus das die Verletzung am Bein nicht so schlimm ist - aber natürlich bringen wir den jungen Mann nicht unkastriert wieder zur Tankstelle zurück! Da wir zusagen die Kosten zu übernehmen macht sich der Tierarzt sofort an die Arbeit - "Lucky" wird keine ungewollten Welpen produzieren!
Während wir zufrieden vor der Praxis auf unseren neuen Freund warten kommt eine alte Frau auf uns zu. Dank Sherry die arabisch spricht erfahren wir das sie aus Syrien stammt und seit drei Monaten hier ist. Was sie weiter erzählt trifft uns völlig unerwartet und lässt uns erstarren- in Syrien wurden ihre drei Enkel vor ihren Augen geköpft, sie stand hilflos daneben und musste dem Grauen zusehen.
Unsere Freude über die Hilfe für Lucky ist schlagartig weg und wir erleben zum ersten und wohl nicht letzten Mal wie nah Freud und Leid, Hilfe und Hilflosigkeit beinander liegen.
Mit gemischten Gefühlen geht es weiter Richtung Volos, wo wir die ersten Tage verbringen um Dimitri mit seinen ca 60 Hunden zu helfen.
Wir sind in Griechenland- natürlich finden wir unser Ferienhaus erst nach mehrfachem Verfahren, genervten Telefonaten und kommen schließlich 34 Stunden nach unserem Start in Berlin an unserem Ziel an.
Morgen geht's los zu Dimitri, der mit über 80 Jahren völlig allein seine Hunde versorgt.
Wir freuen uns endlich loslegen zu können!
Ein herzliches Kalinichta in die Heimat- bis morgen!

 

Griechenland -Tag 2
Gestern waren wir so ko das keiner mehr schreiben konnte..es passiert so viel hier, unsere Köpfe sind voll mit Eindrücken, kaum freuen wir uns über einen Erfolg, ein gerettetes Tier oder einen Fortschritt entdecken wir am Straßenrand die nächste arme Seele, verletzte, humpelnde Hunde, ausgemergelte Katzen- das hier ist ein Wechselbad der Gefühle!
Direkt nach unserer Ankunft bei Dimitri gestern wurde uns klar- hier muss was passieren!! Die 43 Hunde sind wohlgenährt und die meisten begrüssen uns freundlich. Aber das Grundstück und die Zwinger sind viel zu klein, die Hunde dürfen zwar, wenn nicht gerade Besuch aus Deutschland kommt frei laufen, aber die Enge ist bedrückend. Zudem sind die Zwinger alt, überall gucken gefährliche Drähte heraus, es gibt viel zu wenig Schatten und das "Wohnhaus" von Dimitri, eine kleine heruntergekommene Hütte, ist wirklich kein Lebensort für einen 83 jährigen Mann. Viele Hunde sind krank, die meisten schon älter- hier muss dringend ein Tierarzt ran! Wir sind erschrocken und überlegen wie wir schnell helfen können als ein junges Pärchen im Tierheim ankommt- Christina und Christos helfen Dimitri einmal in der Woche beim Versorgen und Saubermachen und sie würden auch gerne mehr helfen. Zwei Stunden sitzen wir daraufhin mit den beiden und Dimitri zusammen, planen, diskutieren, überlegen- für Eva die das Ganze ja dolmetschen muss ist das Schwerstarbeit bei neun Personen..aber es lohnt sich! Christos und Christina sind ein riesengroßes Glück, das wird uns mit jeder Minute deutlicher! Mit ihrer Hilfe wollen wir die Zwinger abreißen und neu bauen lassen und den Hunden so ein angenehmeres Leben ermöglichen.
Beim Mittagessen in Volos entdecken wir ein ca drei Wochen altes Katzenbaby- halb verhungert, voller Flöhe und ohne Mutter. Wir nehmen den Knirps mit, Christos erklärt sich sofort bereit ihn aufzunehmen - Bonny ist gerettet!! Nur einer von so vielen- aber gerettet!
Bei einem Abendessen mit Christos, Christina und Dimitri planen wir weiter und Dimitri- der seit 15 Jahren (!!) nicht mehr ausgegangen ist erzählt uns von seinem Leben, seiner schwierigen Situation und seinen festen Wunsch mindestens 100 zu werden um seine Hunde versorgen zu können....

 

Tag 3
Während Thomas, Sherry und Manfred im Tierheim bei brütender Hitze die ersten Abrissarbeiten starten fahren Anne, Eva und ich zum Tierarzt- Bonny wird untersucht und versorgt, Christos Hund kastriert und wir besprechen mit dem TA, der Dimitri gut kennt die medizinische Versorgung der Hunde. Er ist toll und will Dimitri und uns helfen- Mittwoch kommt er zum Tierheim und wir werden zusammen die Hunde ansehen und alles weitere besprechen.
Weiter geht's zum Futterhändler- auch dort lernen wir hilfsbereite Menschen kennen, Dimitri ist ihnen bekannt und auch diese Leute helfen gern. Wir bestellen direkt eine große Ladung Futter und packen unseren Trapo wieder voll.
Vor dem Lager der Firma sitzt auf einem Baum eine verzweifelt miauende Katze- unten warten die Hunde und die traut sich nicht herunter. Anne gelingt es tatsächlich sie herunter zu locken- die Arme ist völlig ausgehungert. Hier kann sie nicht bleiben und einmal mehr sagt Christos zu sie aufzunehmen..wenn es so weitergeht hat er bei unserer Abreise ein eigenes Tierheim...!
Am Nachmittag gehen wir einkaufen- Säcke für den Müll auf Dimitris Grundstück, Werkzeug, Mülleimer, Putzmittel, Lebensmittel für Dimitri..der Trapo platzt aus allen Nähten, aber morgen ist putzen, abreißen und aufräumen angesagt!
Nun lassen wir den Tag langsam ausklingen, unsere Gedanken sind bei all den Tieren denen wir nur Futter und Wasser hinstellen können...wir sehen wir völlige Gleichgültigkeit und aufopferungsvolle Tierliebe im Wechsel- das einzige worauf man sich in Griechenland verlassen kann ist das schöne Wetter am kommenden Tag..
Für heute sagen wir Kalinichta und schicken Euch liebe Grüße- Danke für Eure Unterstützung für die griechischen Streuner- ohne Euch könnten wir das alles hier nicht tun!

 

Griechenland Tag 4
Wir haben heute den ganzen Tag in Dimitris Tierheim gearbeitet- in einem kleinen Holzhaus leben zwei Katzen, dort sah es schlimm aus- jetzt ist es wieder sauber, morgen bekommen die zwei ein Katzenklo, einen Kratzbaum und Höhlen zum Verstecken. Der große Container, der als Futterlager dient ist auch wieder sauber und entrümpelt, das Grundstück ist von leeren Dosen, Müll und kaputten Näpfen befreit und ein paar der Hunde haben ein ungewohntes Bad genossen. Außerdem sind wir mit Christos jeden Winkel des Tierheims abgegangen und haben besprochen was abgerissen, um- oder neu gebaut wird damit die Hunde mehr Platz haben.

Anne und Eva haben Dimitris "Wohnhaus" auf Vordermann gebracht. Er braucht dringend einen richtig verschließbaren Schrank um Medikamente aufzubewahren- bei den vielen Mäusen dort geht es nicht ohne! Wir wollen morgen so einen Schrank für ihn kaufen. Gerade haben wir nochmal Futter gekauft, morgen kommt der Tierarzt ins Tierheim- unsere Spendenkasse wird langsam genauso dünn wie viele der Hunde hier. Aber wir wollen soviel wie möglich erreichen, wollen das Leben für Dimitri und seine Tiere etwas lebenswerter machen.
Meine Hochachtung vor jedem einzelnen in unserer Gruppe steigt mit jedem Tag- es ist brüllend heiß, so oft stehen wir vor einem Tier und wissen das wir nicht helfen können- jeder von uns kommt zwischendurch an seine Grenze. Und besonders dann merken wir das wir ein Team sind, bauen uns auf und lächeln über die vielen kleinen Erfolge...Schön das es Euch gibt, Eva, Sherry, Anne, Manfred und Thomas- Ihr seid einfach großartig!!!
Wir wünschen allen einen schönen, friedlichen Abend, Ihr Lieben, bis morgen ,
das THNW Griechenland Team

 

Griechenland Tag 5
Wir starten den Tag mit einer Einkaufstour- neue Wassernäpfe für die Hunde, den Schrank, neue Teller, Gläser und ein paar Hemden für Dimitri, einen Spieltunnel für seine Katzen - und Kinderspielzeug- zusammen mit einer großen Ladung Teddybären die wir aus Deutschland mitgebracht haben bringen wir beides morgen in ein Waisenhaus hier in Volos und hoffen damit ca 20 Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Wir wollen gerade aufbrechen als wir ein verzweifeltes Weinen am Straßenrand hören- unter einer Palette kauert ein zitterndes ca zwei Monate altes Katzenbaby, ausgehungert und am Ende seiner Kräfte. Da stehen wir nun mit unserem dritten Findling in drei Tagen und natürliche ist sofort klar das wir auch diesen Knirps mitnehmen. Nach kurzer Ratlosigkeit entscheiden wir uns auch Neuzugang Eleni zu Christos und Christina zu bringen. Etwas mulmig ist uns schon bei unserer erneuten Ankunft mit Katze bei den beiden- aber die Zwei haben offenbar ein riesengroßes Herz für Fundkatzen- auch Eleni darf bleiben und nun werden Bonnie, Stäubchen und Eleni aufgepäppelt und zerlegen gemeinschaftlich die Inneneinrichtung ihres riesen Käfigs, in dem sie bleiben bis sie sich etwas eingewöhnt haben.

Endlich im Tierheim angekommen legen wir los- Manfred und Thomas bauen in der prallen Sonne mit viel Schweiß und bewundernswerter Ausdauer- ich wäre nach 10 Minuten zusammengebrochen- den Schrank zusammen- immer unter der fachmännischen Beobachtung von ca 10 Hunden die das Ganze ziemlich spannend finden...
Wir machen da weiter wo wir gestern aufgehört haben- Katzenhaus einrichten, Müll wegräumen, putzen- außerdem zeichnen wir einen Plan für die Umbauten der Zwinger, den wir später mit Christos besprechen- nicht zum ersten Mal wird uns deutlich das wir ohne Evas dolmetschen und ihre grenzenlose Geduld dabei hier echt aufgeschmissen wären..!
Der Tag war hart, aber das Schlimmste kommt zum Schluss- der Abschied von Dimitri und seinen Tieren. Sie alle sind uns ans Herz gewachsen, Dimitris Tränen zeigt uns wie wichtig diese Tage und unsere Arbeit hier für ihn sind- immer wieder bedankt er sich- es fällt dem alten Mann sichtlich schwer das heute unser letzter Tag hier ist.
Auf der Fahrt zu unserem Haus ist es sehr still im Auto. Wir hoffen hier für die Tiere etwas erreicht zu haben und sind sehr froh das Christos und Christina zukünftig regelmäßig im Tierheim helfen und die Umbauten angehen werden.
Für heute verabschieden wir uns, habt alle einen schönen Abend, liebe Grüße
Euer THNW Griechenland- Team

 

Griechenland Tag 6
Im Waisenhaus von Volos werden wir von den ca 20 Kindern und Jugendlichen und ihren Betreuern herzlich empfangen und sind begeistert- das Haus ist hell und freundlich. Die Kinder haben zwar beim Anblick unserer Mitbringsel sofort große glänzende Augen, sie warten aber ganz geduldig bis sich jeder etwas aussuchen darf. Die meisten von ihnen gehen unbefangen und lächelnd auf uns zu- nicht zum ersten Mal ärgere ich mich mächtig das ich kein griechisch kann..!
Im Innenhof der Einrichtung entdecken wir- wie sollte es anders sein- einen Kettenhund. Wir erfahren das "Lisa" von den Kindern versorgt wird- sie sieht auch gut aus- hat aber keine Hütte als Schutz vor Sonne, Wind und Regen. Die Betreuerin erzählt uns das dafür einfach kein Geld da ist und die Kinder gerade ihr Taschengeld sparen um Lisa ein Dach über dem Kopf kaufen zu können. Das wollen wir nicht- also besorgen wir eine große Hundehütte, eine neue Leine, Kauknochen und Futter für sie und die zwei Katzen die ebenfalls dort leben und von den Kindern versorgt werden.
Weiter geht's nach Larissa zum nächsten Projekt, den Hunden von Alexandra. Spätestens seit unserem letzten Arbeitseinsatz hier vor einem Jahr wissen wir das die Situation hier alles andere als gut ist- Alexandra ist mittlerweile schwer an Krebs erkrankt und kaum mehr in der Lage die ca 150 Hunde zu versorgen. All unsere Versuche - wie auch die vieler anderer Tierschützer- sie zur Abgabe der Hunde zu bewegen sind bisher fehlgeschlagen.
Am Abend treffen wir uns mit zwei Tierschützerinnen aus Larissa und hoffen von ihnen hilfreiche Informationen über die Lage dort zu bekommen- leider können sie uns aber nur berichten was wir bereits wissen- Alexandra ist weiterhin davon überzeugt ihre Hunde versorgen zu können und es ist bis jetzt niemandem gelungen sie vom Gegenteil zu überzeugen. Auch die Behörden sind hier machtlos- eine Tatsache die für uns nur schwer zu verstehen ist, aber wir sind nunmal in Griechenland und müssen die Begebenheiten hier so akzeptieren wie sie sind.
Wie schon so oft stehen wir ratlos da- es ist frustrierend. Wir beschließen am nächsten Morgen zum zuständigen Bürgermeister zu gehen um mit ihm über die Situation zu reden.

Tag 7
Der Bürgermeister des Bezirks Tebon empfängt uns glücklicherweise offen und gesprächsbereit. Er war selber schon bei Alexandras Hunden, hat die prekäre Situation dort erlebt und war entsetzt. Seit mehreren Monaten versucht er Alexandra Druck zu machen und sie von der Herausgabe der Hunde zu überzeugen. Rechtlich sind ihm leider die Hände gebunden, was bei uns erneut ungläubiges Kopfschütteln auslöst. Wir sind baff als wir hören das er von den vielen Spenden für Futter aus Deutschland seit mehreren Jahren und unserem Arbeitseinsatz vom letzten Jahr gar nichts weiß. Alexandra hat ihm gegenüber nur geäußert das sie von Deutschen unter Druck gesetzt wird ihnen ihre Hunde zum Weiterverkauf zu geben. Er warnt uns eindringlich davor zu ihr und den Hunden zu fahren weil es mittlerweile unmöglich ist ein sachliches Gespräch mit ihr zu führen.
Das zu akzeptieren fällt sehr schwer, aber nach reiflicher Überlegung sehen wir ein das er leider recht hat.
Bezüglich des Gesundheitszustandes von Alexandra schätzt er die Lage realistisch ein. Durch die Schwere ihrer Erkrankung und ihre Weigerung sich adäquat behandeln zu lassen muss leider davon ausgegangen werden das ihre Lebenszeit sehr begrenzt ist. Für den Fall ihres Todes plant er die Hunde auf Tierheime und Privatpersonen zu verteilen, bzw die schwer und unheilbar Kranken zu erlösen. Wir sagen ihm zu hierbei zu helfen - für mehrere Hunde haben wir ja bereits seit längerem die Zusage anderer Projekte zur Übernahme.
So schwer uns diese Erkenntnis auch fällt- wir können hier für die Hunde von Alexandra im Moment nichts tun. Ihr Verhalten, ihr Misstrauen und ihr absurdes Bild über deutsche Tierschützer sind natürlich nicht nachvollziehbar, aber es sind seit Jahren viele Menschen daran gescheitert an ihrer Einstellung und der traurigen Situation etwas zu ändern.
Wir haben daher beschlossen Larissa morgen zu verlassen, werden zunächst nach Trikaka in das Tierheim von Kosta und Jenny fahren und dann entscheiden welche Projekte, die wir von Deutschland aus mit Eurer Hilfe unterstützen, noch besuchen, um die Menschen, Tiere und die Arbeit dort kennenzulernen, bzw wiederzusehen.
Es tut uns unendlich leid das wir keine positiven Neuigkeiten aus Larissa haben und uns ist bewusst das sich viele die Alexandra mit ihren Spenden unterstützen nun vor den Kopf gestoßen fühlen, uns geht es nicht anders. Wir möchten dennoch deutlich sagen das jede Hilfe die Alexandra bisher bekommen hat richtig und wichtig war und Euch von ganzem Herzen dafür danken.

 

 

Griechenland Tag 8
Der Tag beginnt mit einem Abschied- heute verlässt Anne uns und wir setzen unsere Reise zu fünft fort. In so einem Moment merken wir wie sehr wir in den letzten Tagen als Gruppe zusammen gewachsen sind- es ist ein ganz seltsames Gefühl ohne sie weiterzufahren...
Auf dem Weg ins Tierheim von Kosta und Jenny in Trikala halten wir an um Futter zu kaufen. Wir halten zu fünft- und fahren weiter zu sechst...mit dabei ist Manni, der wohl größte Glückspilz ganz Griechenlands! Ein Mann der beobachtet das wir auf dem Parkplatz des Supermarktes Hunde füttern drückt Manfred das ca zwei Monate alte Fellbündel in die Arme, er erzählt uns das der Knirps seit ca einer Woche über den Parkplatz tapst und er ihn in dieser Zeit gefüttert hat. Alleine direkt neben der viel befahrenden Straße hätte er vermutlich nicht mehr lange gelebt. Also rufe ich Jenny an und sage ihr das wir nicht nur eine Stunde zu spät sind sondern auch noch einen Hund mitbringen...Manni findet die ungewohnte Aufmerksamkeit, das Futter und die Streicheleinheiten ziemlich klasse, pinkelt vor Freude ins Auto und legt sich dann gemütlich schlafen.
Ich war ja vor drei Jahren schonmal in Kostas Tierheim und weiß wie beeindruckend es hier ist- und das hat sich nicht geändert! Kosta freut sich riesig über unseren Besuch und die mitgebrachten Medikamente und das Futter. Klein- Manni empfängt er strahlend als ob er sein erster Hund wäre- ist er nicht- er ist der 261.! Dazu kommen ca 20 Katzen, zwei Esel, ein Pferd, zwei Schweine, jede Menge Ziegen und Gänse.
Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus- die Gehege sind groß, schattig (hierfür hat Kosta extra Bäume gepflanzt) und sauber, die Hunde sehen dank Jenny, die Tierärztin ist, prima aus und begrüßen uns begeistert. Die Katzen leben alle frei vor dem Tierheimgrundstück und maschieren cool durch die Gehege- Kostas Hunde sind auf jeden Fall katzenverträglich!
Seine Energiereserven scheinen unerschöpflich zu sein- der quirlige Mann strahlt und lacht wenn er bei seinen Hunden ist- obwohl er nur einen Helfer hat der an drei Tagen in der Woche kommt und er die Versorgung der Tiere sonst fast alleine stemmt! Immer wieder- zuletzt gestern- werden Hunde nachts einfach über den Zaun geworfen - wie so oft bei Tierheimen hier. Das Grundstück ist riesig, Kosta würde sogar noch zusätzliche Gehege bauen- aber ihm fehlt ihm das Geld. Er bekommt aus Deutschland mehrfach im Jahr große Futterlieferungen- aber bei der Menge an Tieren und dem Helfer der bezahlt werden muss reicht es einfach vorne und hinten nicht. Außerdem kann er keine Hunde nach Deutschland vermitteln weil er keinen Verein hat der die Vermittlung übernimmt- so haben die Hunde leider- auch wenn es ihnen vergleichsweise gut geht hier- keine Chance ein richtiges Zuhause zu finden.

Griechenland Tag 9
Gestern waren wir ko- daher kommt erst heute der Bericht.
Heute waren wir im Tierheim in Skydra, zu dessen Helfern wir seit einigen Wochen Kontakt haben.
Insgesamt sieben Tierfreunde haben sich vor ca 1,5 Jahren zusammengeschlossen und einen kleinen Verein gegründet um den vielen Strassenhunden in der Stadt zu helfen. Die Gemeinde hat ihnen ein Grundstück zur Verfügung gestellt - hier haben die Menschen in die darauf stehende Ruine mehrere große Gehege gebaut, hinter dem Haus befinden sich weitere Ausläufe. Alles ist sauber, die ca 50 Hunde sind wohlgenährt. Zur Zeit sind ca 25 Welpen da, eine Hündin ist hochträchtig, die Zahl wird sich also in den nächsten Tagen erhöhen. Hinzu kommen mehrere sehr kranke Hunde- eine Hündin hat zwei große Krebsgeschwüre die bereits mit einer Chemotherapie behandelt wurde. Eine zweite wäre dringend nötig, aber es fehlt das Geld.
Das Tierheim liegt direkt am Ortseingang was dazu führt das sich immer wieder Anwohner über das Hundegebell beschweren. Leider gehen einige Nachbarn noch einen Schritt weiter und werfen, wenn keiner der Helfer vor Ort ist, Gift über den Zaun. Die Gemeinde will dem kleinen Verein ein anderes Grundstück zur Verfügung stellen- darauf warten gerade alle sehnsüchtig- aber wie das so ist in Griechenland- keiner weiss ganz genau wann das sein wird.
Wir gehen mit vier der Frauen Kaffee trinken und sie erzählen uns von ihrer Situation- wie sie sich zusammengefunden haben, das Grundstück eigenhändig von Unmengen an Müll und Schutt befreit haben, die ersten Hunde eingezogen sind. Sie erzählen das jeder- neben Job, eigenen Hunden zuhause und Familie, an zwei Tagen in der Woche Dienst im Tierheim hat- so ist gewährleistet das jeden Tag von früh morgens bis spät abends jemand da ist. Da sie von den Menschen im Ort angefeindet und beschimpft werden ziehen sie nachts los, versorgen die Streuner in der Gegend und versuchen Notfälle wie Welpen, kranke und verletzte Hunde einzufangen. Als sie das gerade erzählen taucht auf der anderen Straßenseite ein kleiner Hund mit einem abgerissenen Seil um den Hals auf- den kennt keiner, er wirkt völlig verängstigt und wir versuchen ihn zu fangen. Leider ohne Erfolg, aber sie versichern uns das sie ihn in den nächsten Tagen kriegen. Auch ein mächtig großer Mischling der sich dankbar von uns füttern und streicheln lässt ist offenbar frisch ausgesetzt- heute bringen die Frauen ihn zum Tierarzt.
Finanzielle Unterstützung erhält der Verein lediglich von einer holländischen Tierfreundin die auch ab und zu Hunde zur Vermittlung nach Holland holt. Ansonsten stehen die Frauen am Wochenende auf Märkten und verkaufen dort zugunsten des Vereins. Die Schulden steigen im Moment und man merkt den Helfern an das sie nicht so recht wissen wie es weitergehen soll. Sie wirken traurig und müde. Aber wenn sie uns Fotos und Videos von geretteten Hunden zeigen- Welpen die Parvo überlebt haben, ein gelähmter Hund mit seinem neuen Rollstuhl der fröhlich durch die Gegend flitzt- dann strahlen ihre Augen, sie lachen und versichern uns- aufgeben gibt's nicht, wir machen weiter und werden Lösungen finden!
Diese mutigen und liebenswerten Kämpferinnen kann man nur sofort ins Herz schließen! Ihre Erzählungen machen uns deutlich das sie mit viel Verstand und Kenntnissen auch über die medizinische Versorgung der Hunde arbeiten- und die Menge an Herzblut in jeder von ihnen scheint irgendwie unerschöpflich zu sein!
Sie laden uns ein nächstes Jahr wiederzukommen- wir werden bereits auf die einzelnen Häuser verteilt ...sehr gern möchten wir hier beim Bau der Gehege und Hütten helfen wenn das neue Grundstück bezogen werden kann!
Aber sie brauchen auch sofort Hilfe- alle Hunde suchen ein Zuhause, die Futter und Tierarztkosten sind hoch.
Über unser mitgebrachtes Futter und die Medikamente freuen sie sich riesig- aber natürlich ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein! Wir möchten die großartigen Menschen und ihre Hunde gern so gut wir können unterstützen- hierfür brauchen wir Eure Hilfe- die Zahl unserer Projekte in Griechenland steigt gerade ständig. Zusammen entwickeln wir schon ein paar Ideen für eine schnelle Hilfe- wir möchten über unsere Kontakte dringend benötigte Medikamente besorgen und Kontakt zu der Holländerin aufnehmen- zusammen geht's besser, das lehrt uns unsere Erfahrung..
Wir sind hier in einem Land über dessen Bewohner so oft negativ geredet wird- "die Griechen" sind korrupt, faul, übernehmen keine Verantwortung, quälen Tiere...ich kann es nicht mehr hören! Besucht dieses Land, hört den Menschen zu die rund um die Uhr tagtäglich allen Anfeindungen zum Trotz alles für ihre Tiere tun, für die ein freies Wochenende, geschweige denn ein Urlaub Fremdwörter sind und die Besucher dennoch herzlich willkommen heissen- auch das ist Griechenland!

 

Griechenland Tag 9
Nach langem Überlegen haben wir beschlossen entgegen der Warnungen des Bürgermeisters doch zu Alexandra zu fahren- sie nicht zu besuchen um selber zu sehen wie es ihr und den Hunden geht obwohl wir nur wenige Kilometer entfernt sind wäre nicht ok!
Unser Überraschungsbesuch scheint für Alexandra gar keine Überraschung zu sein- was wiederum uns überrascht..!
Als erstes fällt Manfred und mir auf das vor dem Grundstück weitaus weniger Hunde sind als im letzten Jahr- viele der grossen Hunde die sich damals immer dort aufhielten fehlen, dafür sind mehrere kleine dabei die wir nicht kennen.
Dank Eva können wir nun viel besser mit Alexandra reden als letztes Jahr. Sie führt uns sofort über das Grundstück. Am Futterlager direkt am Eingang können wir das noch vorhandene Futter zählen- knapp 10 Säcke und ein paar Dosen, plus acht Säcke und ca 35 Dosen die wir ihr mitgebracht haben.
Unsere Hütte vom letzten Jahr steht noch, die Sonnennetze sind zum Teil intakt, der andere Teil ist vermutlich dem heftigen Wind zum Opfer gefallen- es ist schwer die Netze an den morschen Zäunen sicher zu befestigen.
Die Futternäpfe sind gefüllt, die Wassereimer alle sauber und voll. Wir wissen aus eigener Erfahrung wie anstrengend das ist und das Alexandra das kaum alleine schafft und gehen davon aus das sie hierfür jemanden hatte der ihr geholfen hat. Alexandra sagt uns jedoch das sie hierbei keine Hilfe hat. Während wir auf dem Grundstück sind kommen drei Frauen von der Gemeinde um Alexandra Essen zu bringen. Wir hören überrascht das sie mit unserem Besuch bereits gerechnet haben, obwohl wir uns dazu erst am Abend vorher entschlossen haben.
Viele der Hunde- besonders die die frei im vorderen Bereich leben- sehen gut und gesund aus. Bei anderen hingegen sind wir erschrocken - wir sehen dürre Hunde ohne Fell, Hunde mit riesigen Tumoren und offenen Wunden. Diesen krassen Gegensatz kennen wir bereits - da Alexandra meist alleine beim Füttern ist und sich nicht mehr so schnell bewegen kann ist es ihr nicht möglich sicher zu stellen das auch die alten, kranken und schwachen Hunde genug Futter bekommen. Das führt dazu das die ohnehin Kranken durch zuwenig Futter noch belasteter sind.
Alexandra erzählt uns das sie zur Zeit ca 100 Hunde hat- viele der Gehege sind leer.
Zu unserer großen Überraschung zeigt Alexandra mir einen kleinen Welpen der sich ängstlich in einem Erdloch versteckt und bittet mich ihn mitzunehmen- es geht ihm sehr schlecht und er hat in dem großen Rudel keine Chance! Dank Evas Überredungskunst dürfen wir sogar noch einen zweiten Welpen mitnehmen. Wir freuen uns riesig! Zwei weitere Welpen die abgemagert und

ohne Fell in einem leeren Futtersack Schutz vor der Sonne suchen gibt sie uns leider nicht.
Wir helfen Alexandra leere Futterdosen einzusammeln und bringen sie zu einem Schrotthändler- hierfür bekommt sie ein paar Euro, aber normalerweise ist der Abtransport der Säcke für sie kaum möglich.
Über Alexandras gesundheitlichen Zustand- soweit unser Laienblick den beurteilen kann- sind wir positiv überrascht- sie wirkt genauso zerbrechlich und müde wie bei unserem letzten Besuch- die Operation und ihre schwere Krankheit sieht man ihr aber nicht mehr an als damals.
Es ist schwierig nach unserem Besuch so etwas wie ein Fazit zu ziehen. Es sind weniger Hunde dort- die allermeisten sehen sehr krank aus und sehr viele werden den Winter nicht überstehen. Die Versorgung der gesunden Hunde, die sich im Rudel durchsetzen können scheint sie gut zu schaffen. Wird aber einer krank oder verletzt sich hat er kaum eine Chance an Futter oder in eine schützende Hütte zu kommen.
Natürlich versuchen wir mit ihr erneut über die Abgabe von Hunden zu reden- ohne Erfolg.
Mit den beiden Welpen fahren wir als erstes zum Tierarzt- dem Größeren der beiden geht es relativ gut, der Kleinere ist durch Mangelernährung sehr geschwächt und es bleibt abzuwarten ob er es schafft.
Da wir die zwei in unserem Haus nicht beherbergen können und beide dringend medizinische Behandlung brauchen entscheiden wir uns am nächsten Morgen zu Foteini zu fahren die sich sofort bereit erklärt hat die beiden aufzunehmen.
Tag 10
Wir sind angekommen!! Die beiden Knirpse liegen nun warm und weich in Foteinis Wohnung, sind bestens versorgt- nun heißt es Daumen Drücken und hoffen!!
Morgen fährt ein Teil von uns in das Tierheim nach Serres, der andere Teil hilft bei der Versorgung der Hunde in Foteinis Gehege.
Morgen ist unser letzter Tag- so langsam macht sich Erschöpfung breit- aber der Gedanke an das Ende unserer Tour fühlt sich seltsam an..wir alle haben das Gefühl schon viel länger als 12 Tage unterwegs zu sein...
Bis morgen und gute Nacht vom ganzen Team- schlaft alle gut!

 

Griechenland Tag 11
Morgens fahren wir zu Foteinis Gehege- hier beherbergt sie ca 50 Hunde. Gemeinsam mit der Pfötchenhilfe Bayern haben wir den bisherigen Bau der Zäune und Häuser finanziert. Als ich das letzte Mal vor ca zwei Jahren hier war stand hier fast nichts- nun gibt es schon mehrere schützende Häuser, die Hunde können voneinander getrennt werden und haben Rückzugsmöglichkeiten was gerade bei der hohen Anzahl wichtig ist. Die Bauarbeiten sind noch nicht abgeschlossen- es wird auch dringend noch Geld benötigt. Aber bis hierhin sieht es schonmal toll aus und ich schicke in Gedanken mal wieder ein riesengroßes Danke Schön los an all die die hierbei mit ihren Spenden, mit Werbung machen und weiter erzählen mitgeholfen haben!
Unser letzter Projektbesuch dieser Reise steht an- das Tierheim in Serres! Wir konnten hier schon häufiger mit Sachspenden helfen und sind in Kontakt mit den Helfern hier und dem deutschen Verein Hundegarten Serres- nun freue ich mich die Menschen endlich persönlich kennenzulernen. Das Tierheim beherbergt zur Zeit ca 500-600 Hunde- bei der Zahl muss ich erstmal schlucken- wie schaffen die das?? Eine Tierärztin die ehrenamtlich dort arbeitet bestätigt mir was ich schon befürchte- sie schaffen es kaum mehr! Dank des Vereins Hundegarten Serres e.V. vermitteln sie pro Monat bis zu 50 Hunde - aber die lokale Stadtverwaltung bringt ihnen die selbe Anzahl an Strassenhunden im Monat ins Tierheim - so kann sich die Lage natürlich nicht verbessern! Finanzielle Unterstützung von der Stadt bekommen sie nicht.
Im vorderen Bereich sind große Ausläufe, hier haben die Hunde Platz und Schatten- im Winter steht hier allerdings wochenlang alles unter Wasser- eine Katastrophe, besonders weil bei weitem nicht alle Hunde geimpft sind. Die Welpengehege sind alle voll- allein gestern kamen auf einen Schlag 20 neue hinzu- wie immer sind sie diejenigen die am wenigsten Chancen haben den Winter zu überleben.
Wir gehen weiter zu den Innenzwingern- auf engem Raum leben hier zwei oder drei Hunde zusammen, die meisten Zwinger haben einen kleinen Aussenbereich- um diesen kleinen Luxus allen zu ermöglichen würden ca 4000€ für den Zaun benötigt- utopisch ohne Hilfe von außen! Beim Gang über das Gelände wird deutlich wie riesig das Grundstück ist- das alles sauber halten, Aussenzäune reparieren, Hunde im Blick behalten, füttern, kranke Tiere behandeln...mit einer Handvoll Helfern- kein Wunder das sie uns sagen das sie manchmal am Ende ihrer Kräfte sind!
Wie bei jedem Projekt bei dem wir waren machen wir auch hier eine eindrucksvolle Beobachtung- inmitten ihrer Schützlinge die begeistert an ihnen hochspringen und sich sichtlich freuen sie zu sehen bekommen alle Helfer glänzende Augen, sie kennen jeden Hund und versichern uns das sie nicht aufgeben werden, das jeder schwer kranke Hund den sie retten können und jede Vermittlung ihnen neue Energie gibt. Unseren Dank für ihre tolle Arbeit wollen sie gar nicht so recht annehmen- aber unser mitgebrachtes Futter und die Medikamente stossen auf große Begeisterung!
Iliana, die sichtlich angeschlagen ist und sich krank durchs Tierheim schleppt und Ionna, die Leiterin, nehmen sich viel Zeit- zusammen überlegen wir wobei wir über unser Netzwerk helfen können- es werden bspw dringend Medikamente benötigt die in Bulgarien oder Rumänien viel günstiger sind, der Hundegarten Serres braucht dringend Unterstützung bei der Finanzierung der Lieferung von 200 (!) Hundehütten vor dem Winter, außerdem braucht die Tierärztin Schermaschinen für Operationen..und natürlich brauchen sie Futter und Pflegestellen bzw Adoptanten!!
Die Köpfe voll mit Informationen und Eindrücken verabschieden wir uns schweren Herzens- ich würde gern länger bleiben! Ionna erzählt uns das sie für Menschen die eine zeitlang kommen und helfen möchten günstige Unterkünfte kennen - schreibt uns gern an wenn Ihr näheres dazu wissen möchtet!
Unser letzter Abend- wir verbringen ihn mit Foteini und ihrer Familie in einer Taverne und wir alle schwanken zwischen Vorfreude auf zuhause, Abschiedsschmerz und 1000 Gedanken an all die Tiere und Menschen denen wir in den letzten knapp zwei Wochen begegnet sind.
Bonnie, Stäubchen, Eleni, Manni, Heracles und Alexander sind nun gut untergebracht- fünf Seelen von vielen Hunderten.
Wir haben knapp 3000€ für Medikamente, Baumaterialien, Futter und Tierarztkosten investieren können- dafür möchten wir Euch von ganzem Herzen danken- soviele Tiere sind dank Euch satt, gesund oder kastriert worden und Eure Begleitung und Gedanken während der Tour haben richtig gut getan!!
Für mehrere Hunde der verschiedenen Projekte gibt es Interessenten, es laufen bereits Vorkontrollen und die nötigen Blutuntersuchungen.
Nun geht es heimwärts durch Länder die ich eigentlich lieber überfliege als mit dem Auto durchfahre...
Wir werden Euch sobald wir alle Informationen und Eindrücke sortiert haben mehr über die Projekte und Möglichkeiten zu helfen berichten.
Wir sagen auf Wiedersehen - ich komme mir irgendwie gerade ein bisschen vor wie ein Pilot der sich nach der Landung von den Passagieren verabschiedet .

Bis zum nächsten Jahr , hier in Griechenland.